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Heisse Luft.

Aus aktuellem Anlass, dem Klimagipfel in Paris, dopple ich thematisch nach. Vielleicht etwas weniger nett als im letzten Beitrag. Als jugendlicher Naturschützer bin ich meinem Umfeld, insbesondere meinen geplagten Eltern, mit dem damals revolutionären Begriff “Treibhauseffekt” in den Ohren gelegen. Damals standen zwar noch andere Öko-Themen im Vordergrund, wie etwa das Waldsterben, das dann aber doch nicht richtig stattfinden wollte. Heute bin ich noch immer Naturschützer (u.a. Vorstand einer der grössten Naturschutzorganisationen der Schweiz), aber nicht mehr ganz so jugendlich. Und sehe die Welt mit etwas anderen, vielleicht auch abgeklärteren Augen. Wenn ich also dem Treiben um den Treibhauseffekt, heute nennt sich das ganz schick “Global Warming”, zuschaue, dann muss ich noch einmal nachdoppeln und klar sagen:

Es ist alles heisse Luft.

Nochmals meine Argumentation in Kürze. Der Natur ist eine Temperaturschwankung von ein paar Grad herzlich egal. Auf die Biodiversität hat eine (mögliche) Erwärmung keine wesentliche und wenn, dann eher positive Auswirkung. Die ganze Erdgeschichte ist geprägt von stärkeren und schwächeren Klima-Schwankungen, gegen die sich die heutigen diskutierten Dimensionen lächerlich gering ausnehmen. Der CO2-Gehalt war unlängst im Tertiär (die jüngste Einheit der grösseren Erdzeitabschnitte) rund 10fach höher. Am Üetliberg sind geologisch vorgestern noch Avocado-Bäume gewachsen und Nashörner und Elefanten durch die subtropischen Wälder gestapft. Das ganze hysterisch anmutende Getue hat nichts mit Naturschutz zu tun, sondern bloss mit (möglichem) Schutz von menschlichen Einrichtungen. Betroffen könnten von Menschen gebaute Siedlungen in Meeresnähe  sein oder ähnliches. Aber nicht die Natur – in der Summe von Verlierer- und Gewinner-Arten. Und nicht einmal das Menschgemachte scheint  besonders gefährdet zu sein. Der Meeresspiegel will und will nämlich nicht medienwirksam steigen. Nicht einmal die globale Temperatur lässt sich so richtig in Fahrt reden. Auf der Südhalbkugel wachsen die Eismassen zu neuen Rekorden (was man interessanterweise kaum zu hören bekommt). Beim nächsten gröberen Vulkanausbruch wird übrigens eh wieder alles ganz anders wegen der Abkühlung durch die Staubpartikel. Der kommt vielleicht in 10, vielleicht auch erst in 200 Jahren, aber das ist, wieder geologisch gedacht, sehr bald.

Kurz: Leute, ihr seid auf dem falschen Dampfer. Und, liebe Umweltschützer, werdet wieder zu Naturschützern.

Niemand will das hören. Wirklich niemand. Geradezu faszinierend, wie ein Scheinproblem zu einem gesellschaftlichen und politischen Axiom geworden ist. Auch wenn einigen Wissenschaftern die Problematik der Unproblematik bekannt sein dürfte, hört man sie nicht. Es wäre karrieretechnischer Selbstmord. Ab einem gewissen Mass an gesellschaftlichem, politischem und sozialem Konsens kann es keine Stimmen mehr geben gegen den common sense im Sinne von  “die Welt ist eine Scheibe”. Der Mainstream bahnt sich gnadenlos seinen Weg, ohne Rücksicht auf die Wahrheit, Besonnenheit, oder Einordnungsfähigkeit. Heute wird unser aller Leben bestimmt von diesem Axiom. Mich ärgert es – ich sage es noch einmal – weil es vom eigentlichen, aber viel komplexeren Problem der Naturverdrängung und -vernichtung durch die Landwirtschaft ablenkt. Die findet jetzt und hier und ganz konkret statt. Aber es gibt keinen Gipfel dazu, wo sich die wichtigsten Leute der Welt wichtig machen .

Es kommt mir vor wie ein Patient, der mit Knochenbrüchen und verletzten Organen auf die Intensivstation eingeliefert wird. Dann steht eine Reihe Ärzte mit wichtiger Mine darum herum und sie sagen schliesslich: “Habt ihr den Cholesterin-Wert gesehen? Wow , der Patient geht ein mögliches Risiko ein, in 30 Jahren an einer Gefässverkalkung zu leiden.” Das ist zwar nicht ganz falsch, aber auch nicht zwingend richtig, und sicher nicht relevant. Und dann wird alles gemacht, dass der Cholesterinspiegel sinken könnte. Und darüber ellenlang debattiert und geschrieben. Währenddem der Patient mit seinen Schmerzen im abgeschirmten Nebenzimmer nicht mehr gehört wird.

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